Ziel des Ambulanten Assessment ist die Erhebung von Daten in der gewohnten Umgebung der Untersuchten – unter natürlichen, alltagsnahen Bedingungen (Fahrenberg, 1996, 2001). Die Methodik beinhaltet die Erhebung physiologischer Parameter, das Erfassen von Selbstberichtdaten (Ecological Momentary Assessment, EMA), Verhaltensbeobachtungen, psychometrischen Verhaltensmaßen und objektiven situativen Parametern unter der Verwendung von feldtauglichen, elektronischen Geräten und entsprechender Software zur Datenanalyse.
Da das Messen und Speichern der Daten im typischen Tagesverlauf der Patienten und Probanden erfolgt, eröffnet das Ambulante Assessment die einzigartige Möglichkeit, ökologische valide Informationen zu gewinnen und Prozesse und Dynamiken zu untersuchen, die unter Laborbedingungen unentdeckt bleiben (Kubiak & Stone, 2012). Gerade durch ereignisbezogenes Monitoring lassen sich Gedächtnisverzerrungen bei retrospektiven Befragungen vermeiden und objektiv erhobene Kontextvariablen können gewinnbringend in die Datenanalyse einfließen.
Ambulantes Assessment erlaubt damit die adäquate Untersuchung von Verlaufsmustern im Erleben und Verhalten über längere Zeiträume (Fahrenberg et al., 2007) sowie z.B. das Erfassen einer Auftretensdynamik einzelner Symptome, ihre Vorhersage und die Beobachtung von Behandlungseffekten und -erfolgen im Alltag. Ecological Momentary Interventions (EMI) schließen die Lücke zum Gebiet der mobile health (mHealth), indem (Mikro)interventionen auf mobilen Endgeräten implementiert werden.
Die Abteilung Gesundheitspsychologie verfügt über ein großes Spektrum an Equipment für das Ambulante Assessment, u.a.:
- Smartphonebasierte „electronic diaries“
- Tragbare EKG-Systeme
- Systeme zur Erfassung der elektrodermalen Aktivität im Alltag
- Kontinuierliches Glukosemonitoring
Ambulantes Assessment kommt in zahlreichen Forschungsprojekten der Abteilung zur Anwendung zum Beispiel zur Erfassung der Ernährungs- und Bewegungsverhaltens, der Diabetestechnologieforschung, der grundlagenorientierten Forschung zum Konzept der Achtsamkeit, der Selbstkontrollforschung und im Rahmen von Projekten des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung.